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Saubermänner im Federkleid
WAZ, 13. Dezember 2012, Norbert Jänecke
Mit seinen Tauben-Comics illustriert Torsten Kyon den Abfallkalender der BEST - Zeichnung: Torsten Kyon
Bottrop. Taubencomic-Zeichner Torsten Kyon gestaltet den Abfallkalender der Best. Für jeden Monat gibt es einen Comic-Strip, Tipps in Sachen Straßenreinigung und Müllbeseitigung inklusive.
Von Rabeneltern hält Torsten Kyon ja gar nichts. Der Mann ist schließlich gelernter Lehrer. In seiner Freizeit hat er es sowieso lieber mit Taubenvätern. Jupp Turteltaub etwa ist einer seiner Vorzeige-Figuren. Sein Großvater hatte früher mal die Rennpferde des kleinen Mannes im Schlag. Das prägt. So sehr, dass der Kunstlehrer Torsten Kyon die Brieftauben zu Comic-Helden machte, und jetzt macht er auch noch alle Anwohner der Stadt zu Tauben-Eltern. Denn das Vieh aus Kyons Feder schmückt den Abfallkalender fürs neue Jahr, und dieser flattert gerade ja allen Bürgern ins Haus.
Völlig freie Bahn gelassen
„Die Best hat mir völlig freie Bahn gelassen. Ich konnte einfach drauflos arbeiten“, freut sich der Zeichner. Zwölf Cartoons sind in dem neuen Kalender der Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (BEST) zu sehen, für jeden Monat ein Comic-Strip. Die Betrachter können sich dabei über je einen situativen Witz amüsieren und erfahren nicht ganz nebenbei noch etwas Wissenswertes in Sachen Abfallentsorgung oder Straßenreinigung.
Bei der Best an der Mozartstraße sind sie richtig stolz auf ihren Kalender. Bisher war dieser Jahr für Jahr gespickt mit einem Dutzend kreativer Fotografien, mit denen die Arbeit der Best auf amüsante Weise in Szene gesetzt war. Dass die Mitarbeiter der Best dafür gerne Modell standen, war den Bildern anzusehen. „Besonders stolz sind wir auf die positive Resonanz aus der Bevölkerung“, lässt das städtische Unternehmen wissen. „Aber nicht nur innerhalb Bottrops finden wir ein überaus positives Echo, wie uns die Rückmeldungen aus anderen Kommunen zeigen“, heißt es. Beides sei Ansporn, auch in der Zukunft besonders kreativ zu sein.
Ein echter Coup gelungen
Diesmal ist der Best mit der Cartoonserie von Torsten Kyon ein echter Coup gelungen. Der Zeichner findet, dass gerade seine Tauben gut in den Abfallkalender passen. Ist das Federvieh etwa an Markttagen nicht zur Stelle und pickt Obst, Gemüse oder Speisereste vom Boden? So konkret muss Kyon gar nicht werden, dieses Bild hat ohnehin jedermann gleich im Kopf, und der Comic-Zeichner meint: „Tauben haben nicht den Nimbus von Dreckschleudern in dieser Stadt“. Andererseits lassen sie sich aber auch hier einiges einfallen, um die grauen Vögel möglichst loszuwerden. Sogar auf Betoneiern lassen sie sie im Taubenhaus in der Nähe des Hauptbahnhofs brüten, damit dort nicht mehr allzu viele von ihnen Taubendreck verbreiten.
Gefiederte Helden geben zu denken
Torsten Kyon fiel dazu schon die passende Antwort ein, und er gibt den Leuten durch seine sprechenden Tauben zu denken, dass noch ganz andere nicht gerade Saubermänner sind. So lässt er im August-Blatt des Abfallkalenders einen seiner gefiederten Helden mit Blick auf ekelige Hinterlassenschaften auf dem Straßenpflaster sagen: „Unser Dreck is nach dem nächsten Regen wech . . . die Kaugummis nich!“
Cartoons im 3-D-Format
WAZ - Bottrop, 20.05.2010, Norbert Jänecke
Bottrop. Die Brieftaube dient den Machern des Twin-Projektes im Castrop-Rauxeler Erin-Park als „poetisches Vehikel“, ihre Botschaft vom Wandel des Reviers zu transportieren.
„Im Flug vergangen“ ist der Titel ihrer Ausstellung, in der im Kulturhauptstadtjahr 20 + 10 Künstler aus dem Ruhrgebiet und dem zumeist benachbarten Ausland die Zeit „vor und nach der Kohle“ interpretieren werden. Denn die 150 Jahre Steinkohlenbergbau seien zwar prägend für diese Städte-Landschaft, doch letztlich nicht mehr als ein Flügelschlag in ihrer Geschichte.
Vom Erinturm ist es nicht weit zum Bottroper Malakoffturm, in dem der Cartoonist Torsten Kyon seine Tauben-Kunst gerne zeigt. Der Zeichner ist einer der 30 Künstler, die sich an der Ausstellung im Erin-Park beteiligen. Kyon präsentiert dort zum Schachtzeichen-Start von Ruhr.2010 am Samstag, 22. Mai zwischen 11 und 19 Uhr zwei große 3-D-Formate seiner Cartoons.
Tauben spielen zu Pfingsten bei den Aktionen um den Erinturm eine große Rolle. „Da hat man auch mich gefunden“, sagt der Bottroper, dem man die Freude über seine Zusammenarbeit mit Ursula Commandeur anmerkt. Die renommierte Keramik-Künstlerin (Staatspreis NRW) ist gemeinsam mit den Goldschmieden Kersten und Matthias Grosche Initiatorin dieses Kulturhauptstadtprojektes.
Die 30 Künstler aus zehn Ruhr-Orten sowie aus Bulgarien, Ungarn, Österreich und den Niederlanden präsentieren zum Schachtzeichen-Start Fotos ihrer Arbeiten aus den Bereichen Bildhauerei, Keramik, Malerei, Fotografie, Schmuck, Illustration, Textil- und Objektkunst in der Entstehung. Brieftauben werden die digitalen Speicherkarten mit diesen Fotos zum späteren Ausstellungsort bringen. Die Exponate schließlich sind dann Anfang September in einer Doppelausstellung im Galeriehaus Grosche und in Ursula Commandeurs Keramikwerkstatt zu sehen.
„Die Brieftaube gilt als das Attribut des Reviers“, nimmt Kyon ihre Überhöhung durch die Ausstellungs-Initiatoren zurück, gerade weil hier die Bergleute sie sich als die „Rennpferde des kleinen Mannes“ aneigneten. Denn als Mutterland des Brieftaubensport gilt - Belgien.
Die Tauben sind los!
Gong TV-Magazin, 26. Juni 2009, Wibke Heise (Redakteurin)
Torsten Kyon und seine Vögel haben unsere Jury überzeugt. Ab jetzt jede Woche im Gong!
Die Entscheidung ist gefallen – der Gewinner des Comic-Wettbewerbs zum 60. Geburtstag des Gong steht fest: Torsten Kyon (50), Kunstlehrer aus Bottrop, gehört mit seinen Turteltauben nun für ein Jahr fest zum Gong. Jede Woche liefern sich seine gefiederten Helden witzige bis absurde Dialoge in ganz menschlichen Alltagssituationen.
Schon als Kind zeichnete Kyon, studierte später Kunst. Vor ein paar Jahren entwickelte er die Taube als Comic-Figur. „Im Ruhrgebiet gibt es viele Taubenzüchter. Auch mein Vater und Großvater hatten Tauben, ich bin also damit groß geworden.“
Heute verbringt „Tordi“ jede freie Minute mit seinen Täubchen, unzählige Ideen warten noch in einem Zettelkasten auf die Umsetzung. Der Lehrer will Sympathie für die als dreckig verschrienen Vögel wecken. „Sie gehören zum Stadtbild einfach dazu – man stelle sich nur den Markusplatz in Venedig ohne Tauben vor!“
Die Jury
Jörg Knör. Der Kabarettist und Parodist ist seit vielen Jahren auch Karikaturenzeichner
Cindy Wallin & Vera Brücker. Die Zeichnerinnen der „Wum&Wendelin“- Comics im Gong
Roland Dörfler. Der renommierte Maler war 1948 Gong-Zeichner der ersten Stunde
Barbara von Johnson. Die Illustratorin ist die optische Mutter des Kobolds Pumuckl
Gurrende Comicstars
WAZ Essen, 26. Februar 2009, Gordon K. Strahl
Zwei Dinge spielen im Comic „Dem kleinen Mann seine Rennpferde“ eine Rolle: das Ruhrgebiet und Tauben. Comiczeichner Torsten „Tordi“ Kyon stellt am Samstag sein Erstlingswerk vor
Zollverein? Tetraeder? Gasometer? Für Torsten „Tordi“ Kyon besitzt das Ruhrgebiet noch ein ganz anderes, viel typischeres Wahrzeichen: Tauben. Darum sind „Dem kleinen Mann seine Rennpferde“ auch die Hauptdarsteller seines ersten, gleichnamigen Ruhrpott-Comics, dass er am Samstag in der Mayerschen Buchhandlung vorstellt.
„Die Tauben prägen unser Bild der region beträchtlich mit“, sagt Kyon. „Was wäre die Kettwiger ohne Tauben?“ Dazu komme noch die historische Dimension – Taubenzucht gehöre ebenso zur Geschichte des Ruhrpotts wie der Bergbau.
Die Affinität zum gurrenden Federvieh hat der gebürtige Bottroper noch aus seiner Kindheit: „Ich bin mit Tauben groß geworden, mein Großvater hatte einen Taubenschlag“, sagt „Tordi“ mit durchaus sympathischer Rugrpottzunge. Ein Dialekt, den er in seinen Comics auch den Tauben in den Schnabel legt. „Aber nicht zu übertrieben, sondern so, dass es jeder versteht.“
Dass seine in Strip-Form erzählten Geschichtchen auch über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus positiv wahrgenommen werden, hat er vergangenes Jahr auf der Brieftauben-Messe in Kassel bemerkt. „Da habe ich sowohl von Bremern als auch von Nürnbergern positive Resonanz erhalten“, betont Kyon, dessen Comics in der Fachpublikation „Die Brieftaube“ bundesweit erscheinen.
Auf Grund der Tatsache, dass „Tordi“ mit 49 Jahren seinen ersten Comic veröffentlicht hat, könnte man ihn durchaus als „Spätzünder“ bezeichnen. Warum die späte Vorliebe für die bunten Bildergeschichten? „Ich habe schon als Kind während des Unterrichts Comics gezeichnet“, erklärt er. „Die Lehrerkarikaturen haben mir dann auch die eine oder andere Klassenkonferenz eingebracht.“ Nach dem Kunststudium in Essen arbeitete er dann als Buchillustrator, bevor er im vergangenen Jahr vom Kölner Emons-Verlag die Chance zur Bandveröffentlichung bekam und somit ein lang gehegter Traum in Erfüllung ging.
Samstag 28.2., 14-16Uhr, Mayersche Buchhandlung
Himmel ohne Tauben ist wie Pommes ohne Currywurst
Wochenblatt Herne, 28. Januar 2009, Bernhard Pleuser
„Tordi“ stellt „Dem kleinen Mann seine Rennpferde“ in Herne vor
Der Mann zieht Fratzen vom Feinsten und zeichnet Comics zum Niederknien: Dem Pott erweist Torsten Kyon alias „Tordi“ jetzt seine ganz persönliche Hommage mit dem Werk „Dem kleinen Mann seine Rennpferde“. Text und Zeichnungen des 95-seitigen, spaßigen Buches stammen aus der Feder des 49-Jährigen, der seine Berufspalette breit grinsend mit „Cartoonist, Illustrator und Kunstlehrer“ angibt.
Er macht uns deutlich, dass Tauben mehr sind als lästige Plagegeister. „Sie haben Flugangst, sind launisch, klagen übers Wetter, tratschen und planen ihren Ruhestand auf dem Markusplatz in Venedig. „Meine Renner der Lüfte“, plaudert „Tordi“ aus, „leben, handeln und reden eben in ihrem eigenen Universum.“ Da geht es dann schon mal um Doping, Politik, Vogelgrippe, Karneval und Fußball. Nicht einmal die Kulturhauptstadt lassen die gefiederten Plappermäuler aus.
„Mein Buch“, verrät der Meister, „klärt endlich und endgültig über Brieftauben und ihre Züchter auf und beantwortet die stets im Raum schwirrende Frage, warum Brieftauben manchmal mit einem Bein in der Suppe stehen“.
Der humorige Mann lässt seine Tauben am Südpol logischerweise auf dem Kopf stehen und hat unter anderem folgenden federleichten Dialog erfunden: „Ich fliech nich gerne in Herbst oder in Frühjahr“ (Taube 1). „Wieso dat denn nich?“ (Taube 2). „Zu viele Entenschwärme unterwegs. Dat färbt ab. Man gewöhnt sich schnell ein fremden Akzent an!“ (Taube 1). „Kwaak, Kwaak…!“ (Überzeugende Antwort einer Taube 3).
Tordis Täublein sind sehr menschlich, echte Ruhrpottoriginale halt mit Ecken und Kanten, großem Herzen und randvoll mit bodenständigen Weisheiten. Und im Gegensatz zu den rauchenden Schloten und den Fördertürmen sind sie immer noch da.
Sein Buch stellt Torsten Kyon am Samstag, 31. Januar, um 11Uhr in der Mayerschen Buchhandlung Herne, Bahnhofstr. 53-55, vor. Natürlich wird er seinen Comicband auch signieren. Lassen Sie sich überraschen – denn einfach nur vorlesen kann man einen Comic natürlich nicht!
Tauben-Humor französisch
Stadtspiegel Bottrop, 24. Dezember 2008, Judith Schmitz
Austauschschüler besuchten Ausstellung von Torsten Kyon
Funktioniert Ruhrgebiets-Humor auch auf französisch? Können Schüler aus Tourcoing eigentlich über die Taubencomics des Bottropers Torsten Kyon, genannt „Tordi“, lachen?
Beide Fragen kann man mit „Ja“ beantworten. Austauschschüler des Collège Privé Charles Péguy aus Tourcoing waren einige Tage bei ihren Schulkollegen des Josef-Albers-Gymnasiums zu Gast und besuchten dabei auch die Ausstellung von Torsten Kyon im Malakoffturm. Der Bottroper zeigte dort nicht nur seinen ersten Comicband „Dem kleinen Mann seine Rennpferde“, sondern erklärte und präsentierte den Besuchern auch wie so ein Comic entsteht.
Für die Gäste aus dem Nachbarland musste natürlich übersetzt werden, doch auch dann ernteten die Geschichten rund um die gefiederten Helden anerkennendes Lachen. „Frankreich ist ja Comicland“, berichtet Torsten Kyon, „also war dieses Medium für die Schüler nichts ungewöhnliches. Und auch die Taubenzucht ist in Nordfrankreich bekannt.“
So ist es kein Wunder, dass Torsten Kyon fast den ganzen Vormittag damit beschäftigt war, Zeichnungen für die Schüler aus Frankreich anzufertigen oder seine Arbeiten für sie zu signieren.
Nach diesen positiven Erfahrungen denkt der Comiczeichner darüber nach, ob er nicht mal einen Teil seiner Arbeiten in einer der Bottroper Partnerstädte präsentieren sollte. „Katrin Niermann, die sich um die Ausstellungen in der Städtischen Galerie kümmert, kann sich das auch vorstellen“, sagt Torsten Kyon.
Es geht zu wie im Taubenschlag
WAZ Bottrop, 14.09.2008, Norbert Jänecke
Cartoonist Torsten Kyon bringt sein erstes Comic-Buch mit dem Titel „Dem kleinen Mann seine Rennpferde” heraus
Das berühmte blinde Huhn hat bei ihm selbstverständlich die Gestalt einer Taube. Sie trägt die gelbe Binde mit den drei schwarzen Punkten und eine große, dunkle Brille auf dem Schnabel.
Mit seinen Comics hat Torsten Kyon Einzigartiges zu bieten. Ähnlichkeiten mit lebenden Lokalpolitikern sind keineswegs rein zufällig. Repro, WAZ: Dirk Bannert
Eine solche Brille verpasst der Cartoonist Torsten Kyon auch schon einmal Oberbürgermeister Peter Noetzel, versehen mit Jupp Turteltaubs Rat, die chronisch leere Stadtkasse doch mit Auftritten als Heino-Double aufzubessern.
Doch der Oberbürgermeister – den Amerikaner wegen seiner Ankündigung, bei der nächsten Wahl nicht mehr zu kandidieren, „lame duck” nennen würden – genießt keineswegs das Privileg, ein Opfer Kyons spitzer Feder zu sein.
Neben der lahmen Ente nimmt der Zeichner gern auch markante Gesichter aus dem Stadtrat und Alt-Oberbürgermeister Ernst Löchelt aufs Korn. So geraten in seinen Comic-Strips die Beigeordneten Bernd Tischler und Paul Ketzer, Bürgermeister Klaus Strehl, CDU-Altmeister Roland Trottenburg, SPD-Frontmann Jupp Ludes oder DKP-Ratsfrau Irmgard Bobrzik zu Karikaturen.
Protagonist seiner Cartoons aber ist Jupp Turteltaub, jener Taubenzüchter aus dem Ruhrgebiet, der stets anständig sein will - gegenüber Menschen wie Tauben. Dabei fliegen Tauben den Menschen in Torsten Kyons erstem Sammelband, den jetzt der Kölner Emons Verlag herausgibt, fast den Rang ab. „Dem kleinen Mann seine Rennpferde”, lautet der Titel des Comic-Buchs, es geht also um eine Spezies, die typisch ist für Bottrop wie das Ruhrgebiet: um Brieftauben.
Kyon ist überzeugt, dass er damit Einzigartiges zu bieten hat. Denn seine Tauben leben und handeln nicht nur so wie Menschen – seine Brieftauben können auch reden. „Das macht sonst keiner so”, betont der Kunstlehrer. Der Franzose Francois Walthery habe vor über drei Jahrzehnten einmal sechs Kurzgeschichten über einen Taubenzücher gezeichnet, zu Helden aber wurden Brieftauben erst in den Strips des Bottropers.
Es ist eine ganz eigene Welt, die sich da im und um den Taubenschlag auftut. Die Cartoons leben von der Nähe ihres Zeichners zum Sujet. „Ideen zu den Strips schnappe ich auch schon einmal auf dem Wochenmarkt auf”, sagt der Kunstlehrer. „Ich brauche das. Meine Figuren müssen mir nah sein, sonst könnte ich das gar nicht machen”, erklärt Kyon und fügt an: „Wäre ich in Florida, würde ich vermutlich Krokodile zeichnen”.
So ganz gut weg kommen seine Helden dabei nicht immer. Nahezu sämtliche relevanten gesellschaftlichen und politischen Themen spiegeln sich wider in der Welt des Taubenschlags, besonders gut sind Kyons Strips jedoch, wenn sie von Alltäglichkeiten handeln und den kleinen allzumenschlichen Schwächen.
Dabei zieht er die Taubenväter meist mehr durch den Kakao als das Federvieh. Sorgen, dass diese ihm das verübeln könnten, hat der Zeichner aber nicht. „Taubenväter haben ja Humor”, ist sich Kyon sicher. Das lasse sich schon allein daran ablesen, dass seine Cartoons regelmäßig in ihren Fachmagazinen erscheinen. Ohnehin kennt sich der Cartoonist aus unter Taubenzüchtern, schließlich war sein Großvater selber einer, das brachte es mit sich, dass dem kleinen Torsten noch einige mehr über den Weg liefen. Ihnen und uns erzählt Kyon unter dem Titel „Mit ein Bein inne Suppe” in seinem Comic-Buch auch ein wunderschönes Taubenmärchen über Solidarität. Sein Märchen hat ein Happy End. Denn der kleine Tauberich, den Kyon am Heiligen Abend das Licht der Welt erblicken lässt, wird trotz seines verkrüppelten Beines zum Star im Taubenschlag.
INFO:
Torsten Kyon alias Tordi ist Jahrgang 1959. Er ist gebürtiger Bottroper. Erste Karikaturen zeichnete der heute 49-Jährige schon während seiner Schulzeit. Nach dem Abitur absolvierte der Bergmannssohn ein Kunststudium in Essen. Der Bottroper arbeit als Kunstlehrer am Josef-Albers-Gymnasium. Seit 1980 ist er ständiges Mitglied des Künstlerbundes Bottrop. „Dem kleinen Mann seine Rennpferde” ist sein erstes Comic-Buch. Erschienen ist es im Kölner Hermann-Josef Emons Verlag. ISBN 978-3-89705-576-6
Hitler im Taubenschlag
WAZ, 14.09.2008, Von Norbert Jänecke
In Bottrop entstand der wahrscheinlich erste Tauben-Comic. "Mit ein Bein inne Suppe" ist aber auch politisch. Gezeichnet wurden die geflügelten Abenteuer vom 49-jährigen Kunstlehrer Torsten Kyon.
Torsten Kyon ist schon ein verrücktes Huhn. Stellt Hitler in einen Taubenschlag und lässt den Tauberich von oben auf der Stange herab rassistisches Zeug schnarren. Die Tauben zu dessen Füßen aber tuscheln. Sie hören dem aufgeplusterten Bärtchenträger gar nicht zu.
Kyon ist so etwas wie ein Märchenonkel, hat der Cartoonist aus Bottrop doch das wohl erste Tauben-Märchen aller Zeiten gezeichnet. "Mit ein Bein inne Suppe" lautet der vielsagende Titel. Seinem Comic-Helden drohte genau dieses Schicksal, lässt ihn der Zeichner doch in einer fernen Zeit am Heiligen Abend mit einem verkrüppelten Beinchen die Eierschale durchbrechen. Mit solchen Küken gehen Taubenzüchter gemeinhin nicht zimperlich um. "Die landen irgendwann in der Suppe. Das ist nun einmal so", erklärt Kyon die raue Wirklichkeit, die seit jeher in Höfen und Gärten des Ruhrgebietes herrscht.
Gefangen im Taubenschlag
Der 49-jährige Kunstlehrer kennt sich da aus. Nun ist er nicht wie einst Obelix in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen, dafür aber in einen Taubenschlag: Als Fünfjähriger verkroch sich der Bottroper Junge beim Versteckspiel im Schlag eines Nachbarn. Niemand fand ihn da, nur kam der kleine Torsten allein auch nicht mehr heraus. Erst Stunden später fand Taubenvater Josef Konopka das Kind, das jedoch keineswegs verängstigt wirkte, sondern fröhlich mit den Tauben spielte.
Kyon ist Bergmannsohn. Auch sein Großvater schuftete schon auf Zeche und entsprach als passionierter Brieftaubenzüchter dem Revierklischee. Dass sein Enkel einmal Brieftauben, die sogar sprechen können, zu Helden seiner Comic-Strips machen und später auch noch ein Taubenmärchen verfassen würde, war da irgendwie vorzeichnet. "Ich bin mit Brieftauben groß geworden. Die Figuren meiner Comics sind mir sehr nah. Nur so geht das überhaupt."
Ideen vom Wochenmarkt
Die Ideen für seine Strips findet er ganz in der Nähe. "Ich schnappe sie überall auf, an der Wursttheke oder auf dem Wochenmarkt", sagt der 49-Jährige. "Ich brauche das. Meine Figuren müssen mir nah sein, sonst könnte ich das gar nicht machen", erklärt er. Notizen und erste hingekritzelte Skizzen landen dann in seinem Ideenkarton. "Daraus krame ich sie wieder hervor, wenn ich in Zeichenlaune bin", erklärt der Kunstlehrer, der unter dem Kürzel Tordi zeichnet.
Den Spitznamen verdankt Kyon zwei amerikanischen Austauschschülerinnen, die er als Schüler traf. "Die konnten Torsten einfach nicht aussprechen", erinnert er sich, "und als sie nach einer Party etwas angesäuselt waren, sagten sie immer Tordi zu mir". In seinem Freundeskreis wurde der Zeichner den Spitznamen nie mehr los.
"Schreiben ist einfach nicht meine Stärke"
Seine ersten Karikaturen zeichnete er schon während der Schulzeit. Nach dem Abitur studierte Kyon Kunst in Essen und lehrt sie heute nicht nur am Bottroper Josef-Albers-Gymnasium, sondern gibt auch in der örtlichen Kulturwerkstatt begabten Schülern Orientierung auf ihrem Weg an die Kunstfach- oder Kunsthochschulen.
"Schreiben ist einfach nicht meine Stärke", umschreibt der 49-Jährige ironisch sein Faible für die Zeichnerei. Irgendwie lässt sich das auch an dem Titel seines Comic-Bandes ablesen, durch den sich sein Taubenmärchen als kleine Serie zieht. Unvermeidlich mit einem Revierklischee mehr spielend, lautet der: "Dem kleinen Mann seine Rennpferde".
Mit Comic auf Lesereise
Kyon wird mit dem Band auf Lesereise gehen - im Ernst: der Bottroper startet eine Lesereise mit einem Comic. "Da lese ich dann vor: Bild eins, Bild zwei, und zeige die dann", droht der Kunstpädagoge lächelnd an. Vielleicht macht er das sogar wirklich, zum Einstieg, um seinen Zuhörern ganz Lehrer per Flipchart und Beamer zu zeigen, wie so ein Comic-Strip entsteht.
Und wird dabei womöglich erwähnen, dass Reisen auch Comic-Zeichner bilden. Die Idee zu seinem Hitler unter Tauben kam Kyon während des Urlaubs, als er nahe des Westwalls auf einer Bank saß und zeichnete. "Ja, ja, das Wochenendhaus des schönen Adolf", raunte ihm da grinsend ein Franzose zu. "Das hatte so etwas Satirisches", erklärt der Kunstlehrer.
So einfach werden Comic-Figuren geboren. Kyon gab seinem Tauben-Hitler den aufgeschnappten Spitznamen. Und im Märchen wird durch das unfreiwillige Zutun des "schönen Adolf" ausgerechnet das verkrüppelte Täubchen zum hochdekorierten Flieger-Ass.
Buch-Tipp:
„Dem kleinen Mann seine Rennpferde“
Ruhrgebiets-Comic von Tordi
Sie haben Flugangst, klagen übers Wetter, tratschen, verteilen Watschen und planen ihren Ruhestand – am liebsten ja in Venedig. Auf dem Markusplatz soll’s am schönsten sein. Trügen sie nicht ihr grau-weißes Federkleid, sie wären Menschen wie du und ich. Doch sie sind: „Dem kleinen Mann seine Rennpferde“.
Comiczeichner Torsten Kyon (Tordi) aus Bottrop hat den Gurrvögeln einen ganzen, sehr unterhaltsamen Band gewidmet. Knapp 100 Seiten, die Laune machen – prall gefüllt mit humorigen, und bisweilen sehr erhellenden Kurzepisoden aus dem Kröpperleben. Beispiel: Hatten sie nicht auch immer schon so eine Ahnung, dass tauben mit ihrer Notdurftverrichtung so lange warten, bis man die Autowäsche abgeschlossen hat? Und siehe da: Tordi liefert den Beweis – und ein tragikomisches Taubenmärchen noch dazu. Titel der Mär, in perfektes Ruhrdeutsch gekleidet: „Mit ein Bein inne Suppe“.
Unverkennbar: Die Liebe fürs Revier und seine Originale hat hier die Feder geführt. Darauf ein dreifaches „GrrruGrrru“.
WAZ-Freizeit (10. September 2008) – Carsten Dilly
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